Was ist Peppol?

Peppol ist ein grenzüberschreitendes Netzwerk für E-Procurement. Das Ziel: ein beschleunigter, vollständig elektronisch unterstützter öffentlicher Ausschreibungs- und Beschaffungsprozess durch offene Standards bei geringeren Kosten.

Erhalten Sie einen umfassenden Überblick über alle Peppol-relevanten Themen, von der Geschichte des Netzwerks, bis zur kontinuierlichen Transaktionssteuerung (EN: Continuous Transaction Control CTC).

  1. Überblick
  2. Die Geschichte von Peppol
  3. Wie funktioniert das Peppol-Netzwerk?
  4. Die Vorteile von Peppol
  5. Die vier Säulen von Peppol
  6. Die Rolle der Peppol Authorities
  7. Die Registrierung im Peppol-Netzwerk
  8. Die Peppol-ID
  9. Wie kann man Peppol weltweit nutzen?
  10. Der Ausblick für Peppol
  11. SEEBURGER als Peppol Access Point Betreiber
  12. Zusammenfassung

1. Überblick

Das Motto von Peppol lautet: “Connect once, connect to all”

Zur Erreichung einer einfachen, grenzüberschreitenden elektronischen Beschaffung bündelt Peppol Bestandteile und Spezifikationen wie beispielsweise ein zentrales Teilnehmerverzeichnis bzw. Standards für elektronische Rechnungen und Bestellungen. Weiter regelt die OpenPEPPOL-Organisation die Nutzung von Peppol durch eine multilaterale Struktur von Verträgen. Wichtig zu wissen: Peppol ist ein offenes, grenzüberschreitendes Netzwerk – keine Plattform! Über eine einzige Verbindung erlaubt Peppol mit allen im Peppol-Netzwerk registrierten Partnern den Austausch von elektronischen Beschaffungsdokumenten. Peppol deckt nicht nur E-Invoicing ab, sondern den gesamten Ausschreibungs- und Beschaffungsprozess (E-Procurement). Die Richtlinie 2014/55/EU zur elektronischen Rechnungsstellung bei öffentlichen Aufträgen in der EU (Public E-Procurement) wird dabei selbstverständlich unterstützt.

Entscheidend für den Erfolg ist bei Peppol vor allem die Interoperabilität der E-Procurement- Systeme und -Prozesse zwischen den Teilnehmern sowie ein einfacher Onboarding-Prozess für Lieferanten und Kunden. Das enorme Potenzial und die offensichtlichen Vorteile von Peppol haben sich mittlerweile bis nach Asien, LATAM und Nordamerika herumgesprochen. Aber, wie begann es mit Peppol?

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2. Die Geschichte von Peppol

Peppol wurde von der OpenPEPPOL Association entwickelt. Bereits 2008 wurde das PEPPOL-Projekt, das als Pilotprojekt von der europäischen Kommission sowie den Mitgliedern des PEPPOL-Konsortiums finanziert wurde, mit dem Ziel gegründet, grenzüberschreitende elektronische Beschaffungsprozesse zu vereinfachen. Hierzu haben alle europäischen Regierungen Technologiestandards entwickelt, die Länderübergreifend implementiert werden können, um so im Rahmen von Beschaffungsprozessen die direkte elektronische Kommunikation zwischen Unternehmen und europäischen Regierungsstellen zu ermöglichen.

So entstand das Akronym „PEPPOL”, welches für Pan-European Public Procurement On-Line stand. Ende 2019 wurde aus dem Akronym PEPPOL jedoch die Marke „Peppol“, die mittlerweile für globales E-Procurement steht. Die neue Marke „Peppol“ hebt die im Akronym PEPPOL auferlegten Beschränkungen „Pan European“ und “Public Procurement“ auf und wird so der gelebten Praxis von Peppol besser gerecht. Selbstverständlich hat Peppol, bedingt durch seine Historie für die elektronische Auftragsvergabe und Abrechnung mit Behörden, noch immer einen hohen Stellenwert als der größte gemeinsame Nenner fürs E-Invoicing und E-Procurement im B2G-Bereich. Allerdings nutzen oder beschäftigen sich neben 30 europäischen Ländern mittlerweile auch Singapur, Kanada, Australien, Neuseeland und die USA mit Peppol. Weitere asiatische Länder wie Malaysia stehen in den Startlöchern. Wurde Peppol zunächst für die Vereinfachung von B2G-Beschaffungsprozessen entwickelt, setzen es heute viele Länder auch oder sogar ausschließlich im B2B-Bereich ein.

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3. Wie funktioniert das Peppol-Netzwerk?

Bei Peppol werden verschiedenen Nachrichtentypen (z.B. Bestellung und Rechnung) über offene Standards ausgetauscht. Angewendet werden dazu wesentliche Regeln für die Interoperabilität:

  • PEPPOL-Format „Universal Business Language“(UBL). Der Standard ISO/IEC 19845 beschreibt die UBL der OASIS.
  • Kommunikation über das PEPPOL eDelivery-Netzwerk, welches einen Dienst – ähnlich der Gelben Seiten – bietet, um Empfänger, erlaubte Prozesse und deren Access Point-Anbieter zu identifizieren.

Dabei kommunizieren die Parteien im Peppol-Netzwerk über ein sogenanntes 4-Ecken-Modell oder 4-Corner-Model. Sender und Empfänger stellen hierbei jeweils eine äußere Ecke des Modells dar, die korrespondierenden Access Points die beiden mittleren der vier Ecken. Der Sender schickt also sein Dokument, beispielsweise eine elektronische Rechnung, an den Peppol Access Point. Von dort wird sie automatisch an den Access Point des entsprechenden Geschäftspartners übergeben, von wo aus der Empfänger das Dokument entgegennehmen kann. Sendet dieser wiederum ein Dokument zurück, übergibt er es entsprechend an seinen Access Point, von wo aus es wiederum vom Netzwerk an den Access Point des Senders und von dort aus an dessen Buchungssystem weitergeleitet wird.

Die Adresse des empfangenden Access Points wird im Peppol-Netzwerk dynamisch ermittelt. Mit der Peppol-ID des Empfängers werden am sogenannten Service Metadata Locator (SML) die Adressdaten des Service Metadata Provider (SMP) des Empfängers angefragt. Die Anfrage beim SMP gibt die vom Empfänger unterstützten Formate und die Adressdaten des empfangenden Access Points zurück. Stimmen die zu versendenden Daten mit den vom Empfänger unterstützten überein, folgt der Sendeprozess an den empfangenden Access Point.

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4. Die Vorteile von Peppol

Durch Peppol ergeben sich für alle Teilnehmer – Lieferanten, Geschäftskunden, Öffentliche Auftraggeber, Service Provider und bald auch Steuerbehörden – die folgenden Vorteile:

Besserer Cashflow und höherer Umsatz

  • Sofortige Zustellung der Rechnungen und anderer Beschaffungsdokumente verkürzt den Zeitraum bis zur Zahlung und verbessert so den Cashflow.
  • Über das offene eDelivery-Netzwerk sind alle registrierten Partner erreichbar – und nicht nur solche, die auf der einen oder der anderen E-Procurement-Plattform registriert sind.

Mehr Sicherheit und Transparenz

  • Der Datenaustausch innerhalb des eDelivery-Netzwerks erfolgt auf sicherem Weg über Peppol Access Points.
  • Durch die Peppol-Spezifikationen für die Geschäftsdokumente wird global die Interoperabilität sichergestellt.
  • Mit Peppol entfallen viele individuelle E-Invoice-Formate und partnerspezifische Übertragungsprotokolle.

Geringere Kosten & schneller ROI

  • Das Onboarding von Lieferanten und Kunden ist einfach möglich, ohne sich mit bilateralen Verträgen zum E-Invoicing-Austausch und einer bilateralen direkten Prozess- und Systemintegration befassen zu müssen.
  • Peppol ermöglicht die Integration aller relevanten elektronischen Beschaffungsprozesse und ist nicht nur auf das E-Invoicing reduziert. Durch die höhere Effizienz und eine kostengünstige Übertragung ohne Roaming-Gebühren werden weitere Kosten eingespart.
  • Peppol kennt weder für Lieferanten noch für Kunden „Clubbeiträge“, die häufig von Lieferanten und Kunden zur Nutzung von E-Procurement-Plattformen gefordert werden.

Zukunftsorientierung und organische Peppol-Expansion

  • Bereits vorhandene nationale Verfahren lassen sich integrieren.
  • Das offene Peppol-Netzwerk wächst von alleine stark in der globalen Reichweite und Teilnehmeranzahl an. Einmal mit dem Netzwerk verbunden, vergrößert sich die potenzielle Reichweite eines Lieferanten oder Kunden mit der Zeit automatisch – und das global.
  • An einem internationalen Peppol-Standard PINT, der Peppol in Europa und Asien vereint, sowie an der Einbindung von Steuerbehörden für Continuous Transaction Controls (CTCs) in einem Peppol 5-Corner-Model, wird gearbeitet, um die weltweite Verbreitung von Peppol weiter zu steigern.

Welche Hauptvorteile von Peppol motivieren Lieferanten und Kunden am stärksten?

Vorteile für Lieferanten

Speziell aus der Perspektive der Lieferanten können die Vorteile durch Peppol wie folgt zusammengefasst werden:

  • Über Peppol können u. a. der Bestelleingang mit Bestellbestätigung, das Lieferavis und die Rechnung automatisiert ausgetauscht, erstellt und verarbeitet werden.
  • Zeitaufwendige, manuelle und fehleranfällige Prozesse wie die Eingabe von Daten über die Web-EDI-Portale größerer Kunden entfallen.
  • Verbindungen zu künftigen Peppol-fähigen Partnern sind mit minimalem Aufwand über denselben Peppol Access Point einzurichten, was zu erheblichen Einsparungen führt.

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5. Die vier Säulen von Peppol

Peppol stützt sich auf vier wesentliche Säulen. Diese sind:

  1. TIA (PEPPOL Transport Infrastructure Agreements) bilden die rechtliche Rahmenordnung für die Netzwerkverwaltung
  2. Das Netzwerk (PEPPOL eDelivery Network)
  3. Technische Spezifikationen zur Interoperabilität (PEPPOL eDelivery Network Specifications)
  4. Semantische Spezifikationen zur Interoperabilität (PEPPOL Business Interoperability Specifications ‘BIS’)

Die erste Säule mit den Peppol Transport Infrastructure Agreements – TIA definiert die allgemeinen Grundsätze der Zusammenarbeit zwischen den Parteien und legt Verantwortlichkeiten fest. Neben der zentralen Peppol-Koordinierung durch OpenPEPPOL AISBL spielen die Peppol Authorities eine wesentliche Rolle.

Die zweite Säule, das Peppol eDelivery Network, legt gemeinsame Geschäftsprozesse und technische Standardsfest. In diesem Netzwerk werden dieselben Formate verwendet und gleiche digitale Signaturtechnologien zur Sicherung der Nachrichteninhalte eingesetzt. Dadurch entsteht ein sicheres und interoperables Netzwerk, durch das alle Access Point-Betreiber verbunden sind.

Die dritte Säule mit den PEPPOL eDelivery Network Specifications gibt die technischen Spezifikationen und Ressourcen vor, die den Zugriff auf das PEPPOL eDelivery-Netzwerk und die Implementierung der Komponenten ermöglichen.

Die vierte Säule, die PEPPOL Business Interoperability Specifications ‘BIS’, standarisiert elektronische Dokumente. Die Standards ermöglichen es, zwischen Sendern und Empfängern einen offenen und sicheren Austausch zu etablieren. Das gilt sowohl für Einkäufer des öffentlichen Sektors und deren Lieferanten in Europa als auch drüber hinaus in andere Länder und zu anderen Teilnehmern. Die von OpenPEPPOL gepflegten eProcurement-Spezifikationen (PEPPOL BIS) bauen auf der Arbeit des CEN-Workshops zu Schnittstellen für die Interoperabilität von Unternehmen für das öffentliche Beschaffungswesen in Europa (CEN BII) auf.

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6. Die Rolle der Peppol Authorities

Die nationalen PEPPOL Authorities arbeiten mit der von der openPEPPOL AISBL mit Sitz in Brüssel gehaltenen Coordinating Authority zusammen und bilden so die nationalen Bindeglieder des Netzwerkes. Sie ist insbesondere Ansprechpartnerin der Access Points Betreiber (AP) und Service Metadata Providern (SMP) in ihrem Wirkungsbereich. Zu ihren Zuständigkeiten zählen

  • die Pflege der Vertragsdokumente (insb. Aktualisierung der TIA bei den PEPPOL-Mitgliedern bei Veränderungen im Netzwerk) sowie Pflege des nationalen Annex 5 der TIA und der Vertragsschluss mit Serviceprovidern. In Annex 5 der TIA sind die jeweils vorgegebenen nationalen Besonderheiten festgeschrieben. In Deutschland ist die Koordinierungsstelle für IT-Standards (KoSIT) die zuständige Peppol Authority (PA) im Peppol-Netzwerk. Auf ihrer Website stellt sie die TIA zum Download bereit.
  • Neben der Überwachung der Vertragseinhaltung steht die NationalePeppol Authority ihren Mitgliedern auch in Support-Fragen zur Verfügung.
  • Und sie ist die Vertreterin nationaler Interessen im Peppol-Netzwerk.

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7. Die Registrierung im Peppol-Netzwerk

Eine Registrierung im Peppol-Netzwerk ist erforderlich, wenn Dokumente empfangen werden sollen. Werden Dokumente nur gesendet, bedarf es keiner Registrierung des Senders.

Die Registrierung beim Empfang über das Peppol-Netzwerk ist der Eintrag der Empfängerdaten im Service Metadata Publisher (SMP) des jeweiligen Serviceproviders. Der Eintrag erfolgt durch den Serviceprovider des SMP bzw. durch von diesem bereitgestellte Services/Oberflächen zur Pflege der Daten.

Neben der Peppol-ID werden Angaben zu den vom Empfänger genutzten Geschäftsprozessen (Process-ID) und Dokumenten (Document-ID) gemacht. Sowohl Process-ID als auch Document-ID werden ebenfalls durch Peppol definiert. Eine Übersicht über die jeweils aktuell gültigen wird ebenfalls unter https://docs.peppol.eu/edelivery/codelists/ in der Liste der „Document Types“ zur Verfügung gestellt.

SEEBURGER ist sowohl Access Point-Servicebetreiber, als auch SMP-Servicebetreiber. Die Pflege der Einträge am SMP kann durch den Anwender über unterstützende Pflegeoberflächen selbst vorgenommen werden.

Die Daten des Empfängers (Peppol-ID, unterstützte Prozesse und Dokumente) können für alle Teilnehmer ersichtlich im Peppol Directory als Business Card veröffentlicht werden. Das Peppol Directory ist vergleichbar mit einem Telefonbuch, in dem die Adressaten für alle offen eingesehen werden können. Dieses Directory ist unter https://directory.peppol.eu/public erreichbar.

Aber was genau bedeutet die Peppol-ID, wie wird Sie gebildet und im Peppol-Netzwerk genutzt?

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8. Die Peppol-ID

Um im Peppol-Netzwerk den richtigen Partner zu finden, spielt die Peppol-ID eine zentrale Rolle. Sie ist eine eindeutige Kennung eines Teilnehmers (Participants) und wird sowohl auf technischer Ebene, als auch in den Geschäftsdokumenten verwendet. Der Aufbau der ID ist durch die „PEPPOL eDelivery Network Specifications“ definiert und setzt sich immer aus der Scheme-ID eines Identifizierungsschemas und dem Wert gemäß dieses Schemas zusammen.

Die Kennungen an sich setzen sich aus bereits bekannten Kennungen wie der Umsatzsteuernummer oder anderer länderspezifischer Codes wie die „Organisasjonsnummer“ in Norwegen zusammen. Daher bedarf es keiner Beantragung einer Peppol-ID.

Die gültigen Scheme-IDs können jeweils unter https://docs.peppol.eu/edelivery/codelists/  unter „Participant Identifier Scheme“ eingesehen werden. In Deutschland wird u. a. die VAT-ID verwendet. Die Peppol-ID lautet entsprechend beispielsweise 9930:DE1743082945.

 

Zusammenhang zwischen Peppol-ID, Leitweg-ID, VAT-ID/USt-IdNr. (Umsatzsteuer-Identifikationsnummer) und GLN (Global Location Number)

Die Leitweg-ID ist ein Schema für eine Adressierungscodierung im Rahmen der Entwicklung des XRechnung-Standards und wurde für Geschäfte mit der öffentlichen Hand, somit für Bund, Länder, Gemeinden sowie Kommunen in Deutschland definiert. Diese Adressierungskodierung wurde bei Peppol für die Adressierung im Transportnetz als zulässiges Schema für den Participant Identifier erfasst. Für Unternehmen in Deutschland wurde das Schema der VAT-ID/USt-IdNr. und der GLN bei Peppol registriert.  Auftraggeber der Privatwirtschaft können somit ihre VAT-ID/USt-IdNr. als Peppol Participant Identifier zur eindeutigen Identifikation als Absender oder Empfänger nutzen. Für öffentliche Auftraggeber steht nun auch die Leitweg-ID als gültiges Schema zur Verfügung.

Die Verbindung zwischen einer Peppol-ID und der Leitweg-ID bzw. der VAT-ID/USt-IdNr. wird über verschiedene Präfixe hergestellt. Die Peppol-ID ergibt sich aus einem vierstelligen Zahlencode, welcher der Leitweg-ID bzw. VAT-ID/USt-IdNr. vorangestellt wird.
  

PräfixSchemaPeppol Participant-ID
0204Leitweg-ID0204:Leitweg-ID
9930Umsatzsteueridentifikationsnummer9930:Umsatzsteueridentifikationsnummer
0088Global Location Number0088:Global Location Number

Die Rechnungsadressierung erfolgt durch die Peppol-ID:

Bei Behörden wird die Leitweg-ID benutzt, zum Beispiel 9958: 05 7 11 333 – 12345 12345 - 57

Bei Firmen wird die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer benutzt, zum Beispiel 9930: 12346789

Leitweg-ID und VAT-ID / UST-IdNr.

9. Wie kann man Peppol weltweit nutzen?

Internationale Rechnungsstellung

Im Jahr 2020 rückte OpenPeppol der Einführung der internationalen Rechnungsstellung näher [1], auch wenn sie nicht im Jahr 2021 in Produktion gehen wird. Von der Einführung der internationalen Rechnungsstellung wird erwartet, dass sie der standardbasierten Interoperabilität von Geschäftsprozessen über Weltregionen hinweg einen Schub geben wird. Dies ist ein umfassendes Projekt, bei dem OpenPeppol die für dessen Erfolg notwendigen technischen und geschäftlichen Ressourcen aufwenden muss.

Kontinuierliche Transaktionssteuerung (CTC)

Ein neuer Trend in der Digitalisierung weckt das Interesse jeder Steuerbehörde rund um den Globus. Es ist ein Trend, der unter anderem die elektronische Rechnungsstellung einschließt, aber nicht darauf beschränkt ist. Es handelt sich um automatisierte Transaktionssysteme, die Daten erzeugen können, die von der Regierung für die Steuererhebung und für Zwecke der Unternehmenseffizienz benötigt werden. Peppol wird als eine der Lösungen in diesem Bereich angesehen und zwar insbesondere als die Lösung, die Geschäftseffizienz in einer Volkswirtschaft optimal mit Steuerberichterstattungs- und/oder Abrechnungsmodellen kombiniert. CTC könnte für Peppol große Chancen bieten, aus einer ganz anderen Perspektive an Regierungen heranzutreten, könnte aber auch eine große Bedrohung darstellen, wenn die Marktentwicklungen Peppol umgehen.

CTC models

CTC = Continuous Transaction Controls*

Interoperability

Fully digital exchange of any transaction documents via interop:
- Australia
- Finland
- Singapore
- Switzerland
   

Variations: (1) domestic framework and (2) Peppol framework
   

B2G e-Invoicing

Transactions in public procurement exchanged with a predefined infrastructure:
- EU Member States
- Singapore
   
   

Variations: single infrastructure (1) with Peppol and (2) without Peppol

Real-time Reporting

Submission of transactional data in near-time after issuance:
- Hungary
- South Korea
- Taiwan
- Greece (possibly)

Variations: (1) supplier only and (2) both supplier and buyer
   

Clearance

Approval of transactions pre-issuance and validation post-receipt:
- Chile
- Mexico
- Turkey
- Italy
   

Variations: (1) hard / soft clearance & (2) outsourced / inhouse clearance

In 2020 hat OpenPeppol ein CTC Proof of Concept (PoC)-Projekt durchgeführt.

Der PoC

  • extrahiert die Geschäftsanforderungen der Steuerbehörden,
  • entwickelt eine Variante des Peppol-Architekturrahmens
  • die CTC unterstützt und diese Anforderungen umsetzt
  • und die Umgebung unter Beteiligung seiner Mitglieder testet, unterstützt durch technische Ressourcen des Betriebsbüros.

Die Ergebnisse des CTC-PoC werden für die Festlegung der Geschäftsstrategie von OpenPeppol im Jahr 2021 in diesem Bereich sehr wichtig sein.

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10. Der Ausblick für Peppol

Peppol 5-Corner-Model – “Peppol goes CTC!”

Um CTCs im Peppol-Netzwerk zu ermöglichen, ist es erforderlich, die nationalen Steuerbehörden in den Dokumenten- und Datenaustausch zu integrieren – zumindest, was die steuerrelevanten Inhalte der Geschäftsdokumente angeht. Die zurzeit bevorzugte Option hierfür ist das sogenannte ausgelagerte Clearance-Verfahren.

Die Peppol-Serviceprovider handeln im Auftrag der lokalen Steuerverwaltung. Als Dienstleister senden die Peppol-Serviceprovider steuerrelevante Teilmengen von Peppol BIS-Dokumenten an die lokale Steuerverwaltung.

Das Peppol-5-Corner-Model

Das ausgelagerte Clearance-Verfahren

Die zentrale Steuerplattform – die fünfte Ecke – ist der Analysedatentresor der Regierung. Dieser ermöglicht die Erfassung steuerrelevanter Informationen aus Rechnungen UND anderen Geschäftsdokumenten wie Bestellungen, Lieferavis, Lieferscheinen und Zahlungsanweisungen. Die Unterstützung bereits etablierter Clearing- und Berichtsmodelle als weitere Option befindet sich zurzeit in der Machbarkeitsanalyse.

  • Vorteile für die Regierungen

  • Echtzeitkontrolle von Steuerverpflichtungen
  • Hochleistung und Wartung
  • Aktionen gegen akkreditierte externe Parteien
  • Keine Notwendigkeit für spezielle KMU-Unterstützung
  • Skaliert auf andere Geschäftsdokumenttypen
  • Grenzüberschreitende und inländische Transaktionen
  • Vorteile für die Steuerzahler
    (Lieferanten und Kunden)

  • Flexibilität bei der Wahl des Peppol-Serviceproviders
  • Flexibilität bei der Arbeit mit bevorzugten Formaten und Kommunikationsprotokollen
  • Keine separate Anbindung des Steuerzahlers an die Steuerbehörde erforderlich, um die steuerrelevanten Informationen aus seinen Geschäftsdokumenten zu übermitteln
  • Alle Vorteile eines End-to-End-Prozesses
  • Automatisierung mit reichhaltigem Informationsgehalt – als Nebenprodukt des eigentlichen Geschäftsprozesses
  • Service Level Agreements werden von den Dienstleistungsanbietern eingehalten

Das Einbinden der Steuerbehörden in den Rechnungsaustausch über das Peppol-Netzwerk ist ein wichtiger Schritt, um Peppol für den wachsenden CTC-Trend zu ertüchtigen. Es geht jedoch neben CTC-Prozessen auch um die Harmonisierung des europäischen und asiatischen semantischen Datenmodells zu einem internationalen Datenmodell, dem Peppol International Invoicing Model (PINT).

PINT – na dann mal Prost!

Um die Interoperabilität zwischen den international kommunizierenden Partnern im Netzwerk zu verbessern, wurde Ende 2018 ein Projekt mit dem Ziel gestartet, ein internationales Rechnungsmodell zu definieren. Dieses Modell soll den internationalen Austausch elektronischer Rechnungen zu Behörden in verschiedenen Teilen der Welt ermöglichen und gleichzeitig auch die Unterstützung für ihre nationalen Anforderungen an die elektronische Rechnungsstellung sicherstellen.

Das Hauptziel des internationalen Modells besteht darin, einen gemeinsamen Teil zu entwickeln, der die Interoperabilität fördert und dabei, soweit möglich, spezifische Anforderungen unterstützt.

The Peppol international invoice framework – concept

Quelle: 25.03.2020-Cross-Community-Webinar-Presentations.pdf (peppol.eu), S. 16

 

Das Ergebnis ist das semantische Datenmodell „Peppol International Invoicing Model (PINT)“. Die semantische Definition dieser Geschäftsbegriffe wird von konformen Benutzern des Modells gemeinsam genutzt.

Das Design-Prinzip für den PINT orientiert sich so eng wie möglich am bereits etablierten „Peppol BIS Billing 3.0“ und damit der EN16931. Wenn nötig, erweitert PINT die semantische Definition von Geschäftsbegriffen im Datenmodell oder fügt Geschäftsbedingungen hinzu, um die Unterstützung von Anforderungen, die außerhalb des europäischen Kernrechnungsmodells mit der EN 16931 liegen, zu ermöglichen. Da PINT eine Erweiterung von Peppol BIS-Billing 3.0 ist, gilt BIS-Billing 3.0 als PINT-kompatibel. Spezifikationen für elektronische Rechnungen in anderen Ländern und Regionen müssen ebenfalls kompatibel mit dem PINT-Modell sein.

11. SEEBURGER als Peppol Acces Point Betreiber

SEEBURGER hat bereits 2019 als eines der ersten deutschen Unternehmen die Zertifizierung als Peppol Access Point Certified Provider durch die OpenPEPPOL AISBL erhalten. SEEBURGER ist zertifizierter Peppol Access Point Provider für AS2 und AS4.

Zur Anbindung an den Peppol Service bietet SEEBURGER seinen Kunden verschiedene Protokolle an. Darunter AS2, HTTPS, OFTP, SLMP und SFTP. Die technischen Verbindungsdaten der SEEBURGER Cloud finden Sie auf unseren Datenblättern und Zertifikaten.

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12. Zusammenfassung

Peppol und PINT bilden in Zukunft den größten gemeinsamen Nenner für globales E-Invoicing für B2B- und B2G-Transaktionen. Die Netzwerke unterstützen bei der Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften für die internationale E-Rechnung-Stellung in einer wachsenden Anzahl von Ländern auf der ganzen Welt.  Das derzeit in Prüfung befindliche Peppol 5-Corner-Model „5C“ könnte zudem mit dem in 2023 kommenden B2B Clearance E-Invoicing-Mandat in Frankreich pilotieren. Für internationales E-Invoicing ist Peppol somit einer der zukunftsträchtigsten Lösungsansätze.

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Haben wir Ihr Interesse geweckt?

Wir unterstützen Sie gerne bei der Digitalisierung Ihrer Geschäftsprozesse.

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Quellen:

OpenPeppol Cross-Community Plenary session 20.10.2020
Folie 23 ff., Peppol Continuous Transaction Control (CTC) project presented by Paul Killie

OpenPeppol Cross-Community online plenary 25.03.2020
Topic 4, The CTC project presented by Paul Killie, Folie 4

12th OpenPeppol General Assembly 16.06.2020
Agenda item 4.a, Plans for 2020 – General Direction, Folie 58, Continuous Transaction Controls (CTC)